< zurück       vorwärts >
Fischmarkt

Showtalente auf dem Hamburger Fischmarkt
Eine Collage für das Hamburger Abendblatt, die Kieler Zeitung und die Leipziger Volkszeitung

”Wiiild–Wiild–Wildlachs!– Gooold–Gooold–Goldbarsch!“
Meyers machen seit 1952 in Fisch. Sie kommen aus Quickborn und stehen jeden Sonntag um zwei Uhr nachts auf. Thomas, Mütze steil auf der Stirn, Zigarette im Mundwinkel, bleibt im
Hintergrund. Sein temperamentvoller Bruder führt die Regie an der Rampe. Er hat die richtige Raumverdrängung, und seine Stimme reicht weit über Meyers blaue Persenning hinaus. Wenn Hans sein ”Wiiild–Wiiild–Wildlachs!“ über die Köpfe hindonnert, drängen die Leute näher. Schiebt er ein Gooold– Gooold– Goldbarsch hinterher, überlegen die Zuschauer nicht mehr lange. Bei Thun– Thun– Thun!“ greifen sie zu. Hans wiegt nicht ab, sondern legt einach drauf. Seine barocke Figur überzeugt.”Alaskalachs, lecker, lecker“ hebt er an, 20 Eur, Forelle gratis dazu, Karpfen, ein strammes Kilo dabei, Zander, zuckerzart dabei– alles zusammen nur 20 Eur! Nicht mal geklaut ist so billig!“
Fische verlieren fix an Frische, noch schneller an Aussehen. Man redet vom Spiegel, vom Glanz des Fisches. ”Die Ware muß einen anleuchten“ sagt Hans. ”Mit matter Ware kannst du nichts werden“. Deshalb muß sich der Händler auch mal ohne Gewinn von einem Posten trennen.
Und dies mit Humor nehmen.”Ihr seid wohl heute nur Seh-Leute? Oder habt ihr nur Stacheldraht in der Tasche?“
Mario kommt seit zehn Jahren aus Schwerin. Wochentags klimpert er brav im im Büro auf seinem PC, sonntags ist er der Mann mit dem Holzhammer. Sein Metier Hau den Lucas knüpft an Jahrmarktstraditionen an. Mario fischt mit Kennerblick einen Kerl aus der Menge, ” der so ‘nen fragenden Blick hat“. Hat Mario einen gefunden, läßt er seine überdimensionale Klingel schrillen. Der potenzielle Kraftprotz stellt sich in Positur, ein Schlag, und es zeigt sich, ob er Däum ling, Muttersöhnchen, Halbstarker oder gar Catcher ist.


< zurück       vorwärts >